von Thomas W. Lummitsch - Ehrenvorsitzender des Geschichtsvereins Niddatal e.V.
Die Hexenprozesse von Assenheim – Ein vergessenes Drama
Im August 1575 wurden in Assenheim drei Frauen verbrannt eine weitere starb zuvor bei der Folter
Am Mittwoch, den 13. Juli 2022 lädt der Geschichtsverein Niddatal e.V. zu einem Vortrag über die Hexenverfolgung in Assenheim von Dekan i.R. Peter Gbiorczyk um 19:30 Uhr ins Bürgerhaus Assenheim ein. In seinem Buch „Zauberglaube und Hexenprozesse in der Grafschaft Hanau-Münzenberg im 16. und 17. Jahrhundert“ geht er in einem Kapitel den Hexenverfolgungen in Assenheim nach.
Wie konnte es dazu kommen? Die Gesellschaft befand sich doch längst in der Neuzeit! Es herrschte doch immer noch die Kultur der ausklingenden Renaissance! Hatte denn nicht in unvergleichbaren Kunstwerken und auch in der Religion ein neues Menschenbild Einzug gehalten? Schließlich konnte sich doch in Assenheim seit 1550, wie fast überall in der Wetterau, der protestantische Glaube endgültig durchsetzen. Damit einher ging die Einführung eines regelmäßigen Schulunterrichtes. Seit 1561 sind für Assenheim Lehrer nachgewiesen. Dazu genießen die Assenheimer seit Jahrhunderten Bürgerrechte. Ihre Äcker und Weinberge sind freier Besitz, kein Grundherr kann von ihnen Abgaben und Frondienste fordern.
Wer ist in Assenheim dafür verantwortlich, dass im Jahre des Herren 1575 vier Assenheimerinnen und zwei weitere Frauen aus Bruchenbrücken als Hexen angeklagt werden können?
Sie sollen einen Pakt mit dem Teufel eingegangen sein. Auch sollen sie ständigen Geschlechtsverkehr mit ihren dämonischen Liebhabern durchgeführt haben. Mit diesen haben sie angeblich beim Hexensabbat getanzt.
Was wirft man ihnen im Einzelnen vor? Welche Gesetze galten damals? Was sagte die Kirche dazu?
Lediglich eine von diesen kommt mit dem Leben davon. Elisabeth Seip aus Bruchenbrücken und die Assenheimerinnen Agnes Velten, Gutta Frommers und Anna Heintzen werden Haft und Folter unterzogen und gestehen. Sie bitten um Milde, vergeblich. Sie enden 1545 auf dem Scheiterhaufen. Nur Margarethe Hanzel entgeht dem Feuertod, sie starb zuvor nach der Folter.
In Jahren fortgesetzter Klimaverschlechterung, genannt „Kleine Eiszeit“, folgen in den Jahren 1561/62 auf kalte Winter regenreiche Sommer mit Hagelschlag und Überschwemmungen. Folgende Missernten führen zu Verknappung der Lebensmittel. Hunger und Verarmung führen zu Spannungen unter der Bevölkerung, auch in der fruchtbaren Wetterau. Man sucht nach Ursachen. Man meint sie zu kennen, es kann nur Wetterzauber sein! Menschen, vornehmlich Frauen, schließen angeblich einen Pakt mit dem Teufel ab. Demnach verleiht der Satan solchen Hexen magische Kräfte, die sie zum Schaden von Mensch, Vieh und Umwelt einsetzen.
Peter Gbiorczyk ist während seiner Amtszeit als ev. Dekan im Main-Kinzig-Kreis mit der Geschichte unserer weiteren Heimatregion vertraut geworden. Ihm gelang es in archivalischer Arbeit bislang Unbekanntes über Assenheim des 16. Jahrhunderts zugänglich zu machen. Die Hexenprozesse von Assenheim sind für unsere Regionalgeschichte ausgesprochenes Neuland, das am 13. Juli 2022 beim Vortrag von Peter Gbiorczyk betreten werden kann.
Bildquelle: Geschichtsverein Niddatal e.V.
Bildunterschrift: Verbrennung von vermeidlichen Zauberinnen in Derenburg - Flugblatt von Jörg Merckel, Nürnberg 1555
...