Montag, 01.08.2022

Übergabe Bürgerbus

von Jürgen W. Niehoff - Wetterauer Zeitung (KW 30)

Niddatal. Der Bürgerbus ist da. Obwohl das Konzept für einen Bürgerbus erst im Mai von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedet wurde, erfolgte die Übergabe des fabrikneuen Fahrzeuges schon Mitte dieser Woche.

Die Idee, mit einem Kleinbus die Mobilität in Niddatal zu verbessern, kam ursprünglich aus der Bürgerschaft und wurde erstmals von dem vor kurzem verstorbenen Lothar Lösch, ehemaliger Bürgermeisterkandidat und Sprecher der Flüchtlingshilfe, öffentlich gefordert. Jahre später wurde die Idee wieder aufgegriffen. Zur Verwirklichung sollte ein Verein gegründet werden. Doch weil sich keine sieben Personen fanden, die zur Gründung eines Vereins notwendig sind, schlief die Idee auch beim zweiten Anlauf wieder ein. Der dritte und nun endlich auch erfolgreiche Anlauf wurde im vergangenen Jahr auf Anregung der Verwaltung gestartet. Die Stadtverordnetenversammlung stimmte der Anregung zu und so entstand in ganz kurzer Zeit ein Konzept für einen Bürgerbus, das notwendig ist, um Fördermittel vom Land zu bekommen. Dieses Konzept wurde am 12.Mai von der Stadtverordnetenversammlung ebenfalls abgesegnet und sodann nach Wiesbaden zur Landesregierung geschickt. 

Seit 2018 existiert nämlich bereits ein sogenanntes Bürgerbus-Programm als Baustein der Offensive „Land hat Zukunft – Heimat Hessen“. Mit diesem Programm will die Hessische Landesregierung dazu beitragen, die Attraktivität ländlicher Regionen zu sichern. In Zusammenarbeit mit der Landesstiftung „Miteinander in Hessen“ berät das Land Kommunen, Vereine oder sonstige Initiative bei der Planung und Umsetzung ihrer Vorhaben. 

„Bürger fahren Bürger“ so lautet das Motto überall dort, wo bereits ein Bürgerbus betrieben wird. Ein solches Angebot zeichnet sich dadurch aus, dass ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer ein Fahrzeug auf Strecken lenken, die für eine regelmäßige Bedienung im ÖPNV wirtschaftlich nicht vertretbar sind. Bürgerbusse ergänzen somit die bestehenden Mobilitätsangebote, dürfen dabei aber in keinem Konkurrenzverhältnis zu dem ÖPNV stehen. Ein Bürgerbus verbessert in der Regel die Anbindung der Ortsteile untereinander. Der Ortsteil Wickstadt wird derzeit beispielsweise vom ÖPNV gar nicht bedient. So trägt der Bürgerbus dazu bei, dass vor allem ältere Menschen ihre Grundversorgung sicherstellen und die bestehende Infrastruktur (Ärzte, Apotheken, Lebensmittelmärke) weiterhin nutzen können. Der Kleinbus ist, so wie es auch die Förderrichtlinien vorschreiben, „im wahrsten Sinne des Wortes ein Vehikel zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements und zur Verbesserung des Mobilitätsangebotes“. Zentrale Aspekte dieses Konzepts sind aber auch Nutzung und Auslastung des Kleinbusses sowie die Nachhaltigkeit des Projekts. So muss beispielsweise eine ausreichende Anzahl ehrenamtlicher Fahrerinnen und Fahrer gewährleistet sein, sowie ein langfristiges Finanzierungskonzept inklusive der Ersatzbeschaffung für ein Folge-Fahrzeug und eine positive Prognose für die zukünftige Entwicklung existieren. „Nach unserem Konzept soll der Bus wöchentlich dreimal zu bestimmten Zeiten durch alle Ortsteile fahren und zwar montags und mittwochs mit Ziel Friedberg zum Wochenmarkt oder zur Tafel und am Donnerstag zur Verwaltung nach Assenheim“, erklärt Thomas Herdt von der Verwaltung den vorläufigen Fahrplan. Darüber hinaus kann der Bus jederzeit geordert werden und zwar über das Vorzimmer des Bürgermeisters. Da der Bus natürlich nicht kostenlos fährt, ist zurzeit noch beabsichtigt, die Betriebskosten über Spenden zu decken. Und auch weil die Laufzeit des Busses auf sechs Jahre festgeschrieben ist, muss in dieser Zeit so viel Geld erwirtschaftet worden sein, dass damit ein neuer Bus angeschafft werden kann. „Der Bus soll also keine Eintagsfliege sein, sondern zu einer festen Einrichtung innerhalb der Kommune werden“, erklärt Katherina Kenanidou für die Landesstiftung „Miteinander in Hessen“ die Förderungsvoraussetzungen. Dafür stellt die Landesstiftung der Kommune den fabrikneuen 9 Sitzer zum Start kostenfrei zur Verfügung. Niddatal ist übrigens die 86 und vorerst letzte Kommune, die in den Genuss dieser speziellen Förderung gekommen ist. „Der Topf ist leer und das Programm läuft zum Ende des Jahres aus“, verrät Kenanidou. 

Damit der Bürgerbus gut ausgelastet ist, steht er auch Vereinen und gemeinnützigen Trägern zur Verfügung. „Was uns jetzt noch ganz dringend fehlt, sind Personen, die sich als ehrenamtliche Fahrer zur Verfügung stellen und Sponsoren, die zum Unterhalt des Bürgerbusses beitragen“, erklärt Stadtrat Kurt Meisinger (CDU) abschließend. Auch in diesem Fall erteilt das Vorzimmer des Bürgermeisters (Eileen Handke) Auskunft. Ab Mitte September soll der Bus übrigens startbereit sein  – immer vorausgesetzt, es melden sich genug Freiwillige als Fahrer. 

 

Quelle: Wetterauer Zeitung 

 

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