Dienstag, 05.07.2022

Warum Tonnen in der Wetterau bisweilen stehenbleiben

von Dagmar Bertram - Wetterauer Zeitung

Seit nicht mehr die Firma Gittner, sondern Remondis den Papiermüll in Florstadt abfahre, würden die Tonnen oft zu spät abgeholt, bemängeln die Grünen. Stadtverwaltung und Remondis werben für mehr Geduld und Verständnis.

 

Laut Abfallkalender hätten die Papiertonnen am Freitag in Stammheim geleert werden sollen. Sie seien aber erst am Samstag abgeholt worden, wie die Grünen-Ortsbeiräte des Stadtteils, Heidi Bauer-Klar und Gerhard Salz, in einer Pressemitteilung bemängeln. In einzelnen Straßen wie der Weiher- und der Brunnenstraße seien die Tonnen sogar noch länger stehengeblieben.

Vor einiger Zeit habe Bürgermeister Herbert Unger (SPD) den Stadtverordneten mitgeteilt, dass nach dem Ausscheiden der Firma Gittner aus der Abfallentsorgung der Vertrag mit der Stadt eins zu eins von Remondis weitergeführt werde. Mit Verweis auf die Missstände sprechen Bauer-Klar und Salz nun vom Nicht-Einhalten des Vertrags.

Während die Stammheimer Bevölkerung mit der Florstädter Firma Gittner immer gute Erfahrungen gemacht habe, komme mit dem »Global Player« Remondis jetzt Sand ins Getriebe. Schon in der Vergangenheit sei Remondis regelmäßig durch nicht termingerechte Abfuhren von Gelben Säcken oder Gelben Tonnen und mehrfach durch überfüllte Glasbehälter aufgefallen.

»Das trifft jetzt auch den Bereich, wofür alle Bürger*innen von Florstadt Gebühren bezahlen«, ärgern sich die Grünen. »Die Papierentsorgung, für die wir alle bezahlen, wird von der Stadt geregelt. Wir erwarten, dass in Zukunft die Termine eingehalten werden.«

 

»Wer will sich dann ausgerechnet auf ein Müllauto setzen?«

»Natürlich nimmt auch die Stadtverwaltung zur Kenntnis, dass es mit der Abfuhr der Abfalltonnen nicht mehr so gut klappt wie einst bei der Firma Gittner«, erwidert Bürgermeister Unger. Man dürfe aber nicht vergessen, dass es eine unternehmerische Entscheidung der Firma Gittner gewesen sei, ihr Unternehmen an Remondis zu verkaufen. Die Stadt sei darüber erst danach in Kenntnis gesetzt worden. 

Die Inhaberin von Gittner habe ihm die Probleme in diesem Marktsegment vor Augen geführt. Diese hätten letztlich wohl auch zum Verkauf der Firma geführt. »Das Marktumfeld ist sehr eng geworden, es gibt nur noch wenige große Anbieter - wie fast überall - durch die sogenannte Liberalisierung der Märkte. Hinzu kam Corona mit erheblichen Ausfällen und das Fehlen qualifizierter Fahrer.« Es sei hinlänglich bekannt, dass auch in Deutschland jede Menge Bus- und Lkw-Fahrer fehlten: »Wer will sich dann ausgerechnet auf ein Müllauto setzen?«

Auch ihm stinke es, wenn eine Tonne stehenbleibe, sagt Unger. In Nieder-Florstadt hätten kürzlich an einem Tag gar vier Tonnen draußen gestanden, »was zu absoluten Verärgerungen und auch Behinderungen führen kann. Das darf eigentlich nicht vorkommen«.

Doch dadurch, dass es im Wetteraukreis keine Gelben Säcke, sondern nur noch Tonnen gebe und die stehengebliebenen Tonnen spätestens am nächsten Tag abgefahren würden, sollte man nicht gleich den Untergang des Abendlandes heraufbeschwören, findet Unger. »Wir haben aktuell in Deutschland und Europa weiß Gott bedeutend größere Probleme zu lösen.«

 

Nicht nur wegen der Sommerwelle

Den Fachkräftemangel und die Unattraktivität des Jobs eines Müllwerkers schaffe man nicht mit einem »populistischen Pressebericht« aus der Welt. Wer sich dieses Marktsegment und die damit einhergehenden aktuellen Probleme anschaue, stelle fest, dass ein Unternehmerwechsel keine Abhilfe schaffe, »da diese derzeit alle die gleichen Grundprobleme haben«. Unger: »Etwas mehr Geduld, Gelassenheit und auch Verständnis wären in meinen Augen angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Lage wesentlich hilfreicher.«


Remondis bestätigt, dass die reguläre Abfuhr in Florstadt »aufgrund von kurzfristigen krankheitsbedingten Ausfällen beim fahrenden und ladenden Personal« von Freitag auf Samstag verschoben wurde. Die Abfuhr habe mit eintägiger Verzögerung vollständig durchgeführt werden können.

Auch künftig könne es vereinzelt zu Verzögerung kommen. Dies liege an der Sommerwelle der Pandemie und am zunehmenden Fachkräftemangel, vor allem beim fahrenden Personal. »Remondis versucht dem schon seit Jahren durch gezielte Ausbildung in den Mangelberufen entgegenzuwirken.« Doch ließen sich plötzliche krankheitsbedingte Ausfälle nicht immer vollständig kompensieren.

INFO: ÜBERNAHME

Am 16. November 2020 hat die Firma Remondis den Florstädter Entsorger Gittner samt dessen Kunden übernommen. Seither werden die Kommunen von der Remondis-Niederlassung in Büdingen aus ver- und entsorgt.

 

Quelle: Wetterauer Zeitung 

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